AntoniterQuartier

Von der Idee zum lebendigen Quartier

2013: Ideensuche

Rund 3.300 m² groß ist das Grundstück, das die Evangelische Gemeinde Köln inzentraler Lage, zwischen Antoniterkirche und Antoniterstraße, besitzt. Mit einem alten Gebäudeensemble aus den Nachkriegsjahren und dem Citypavillon, der 2002 ergänzt worden war, wurde es allerdings nicht optimal genutzt. Auf der Suche nach Ideen, wie das ehemalige Klostergelände einerseits dem kirchlichen Charakter, andererseits den Anforderungen an eine moderne, zukunftsfähige Nutzung gerechter werden könnte, lud die Gemeinde Architekturstudierende der Fachhochschule Köln ein. Unter der Leitung von Professor Dipl.-Ing. Eva-Maria Pape, aber auch Professor Dipl.-Ing. Hans-Peter Achatzi und Professor Dipl.-Ing. Jochen Siegemund, entwickelten die Studierenden Anregungen, den Ort neu zu interpretieren.

Im Dezember 2013 beschloss das Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Köln, mit dem Büro ulrich hartung gmbh, stadtplanung + projektentwicklung, das AntoniterQuartier zu entwickeln. Mit einem neuen Citykirchenzentrum sollte dieses einen attraktiven und funktionalen Raum für die vielfältigen Anforderungen der Gemeinde- und Citykirchenarbeit bieten. Außerdem gewünscht war ein Nutzungskonzept, das sowohl der urbanen Lage als auch der besonderen Identität der Antoniterkirche gerecht wird, indem es die städtebauliche Integration und architektonische Aufwertung des Quartiers schafft und eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit gewährleistet.

2014: Entwicklung der Kernidee

Nach umfangreichen Analysen, zahlreichen Expertengesprächen und vertiefenden Untersuchungen mittels offener Foren, Workshops und Modelldiskussionen wurde die Idee „Kirche.Platz.Leben in der Stadt“ entwickelt, dessen Umsetzung das Presbyterium am 16. Oktober 2014 einstimmig beschloss. Im Fokus stand ein einladender Kirchplatz, dominiert durch die Antoniterkirche, der einen besonderen Raum definiert und als Rückzugs-, Kommunikations- und Veranstaltungsort dienen soll. Die Kirche sollte aus ihrer beengten Situation befreit werden so ihre identitätsstiftende Wirkung als evangelischer Leuchtturm in der Innenstadt entfalten. Alle Bestandsgebäude wurden zur Disposition gestellt, zumal diese erheblichen Sanierungsstau aufwiesen. Die Evangelische Gemeinde Köln rief im Dezember 2014 einen nichtoffenen Realisierungswettbewerb für das Hochbauprojekt aus, das mindestens 6.500 m² Bruttogeschossfläche umfassen sollte.

2015: Prämierung des Entwurfs

Eine hochbesetzte Jury trat am Freitag, 19. Juni, zusammen. Unter anderem gehörten ihr Franz-Josef Höing (Beigeordneter der Stadt Köln), Dr. Thomas Werner (Stadtkonservator Köln) und die Architekten Prof. Julia Bolles-Wilson, Prof. Thomas Fenner, Prof. Andreas Fitzen, Prof. Johannes Schilling und Prof. Peter Schmitz sowie Vertreter des Bauherrn der Evangelischen Gemeinde Köln und Vertreter aus den Politischen Parteien an. Den Vorsitz hatte Prof. Andreas Meck (Ottobrunn). Sie diskutierten über die Entwürfe von 16 renommierten Architekturbüros. Mit dem ersten Preis prämierte die Jury die Arbeit von trint + kreuder d.n.a. architekten Der Entwurf entwickelt, heißt es in der Begründung, „eine klare Haltung und reagiert angemessen in Kubatur und Gestaltung auf den städtebaulichen Kontext, sowohl zur Kirche als auch zu dem benachbarten Weltstadthaus. Die Entwurfsverfasser schlagen eine plausible Raumfolge vor, vom wohl proportionierten Platz gegenüber der Antoniterkirche, der auch dem Anspruch an Öffentlichkeit gerecht wird, hin zum intimeren Kirchhof. Darüber hinaus wird eine kluge Wegebeziehung von Schildergasse über den Kirchhof bis hin zur Antoniterstraße angeboten. Der Entwurf nimmt mit seiner zurückgenommenen Gestaltung einen klaren Dialog mit der Kirche auf und gibt damit gleichzeitig dem Platz ein markantes, eigenständiges und „modernes“ Gesicht. Die Baukörper vermitteln gleichzeitig eine offene und geschützte Atmosphäre. Die dünnformatigen Ziegel spiegeln eine sensible und feinfühlige Haltung auch in seiner Materialität wider. Auch die Luftigkeit der Architektur, die Platzausbildungen und seine feine Materialität machen die Qualität dieser Arbeit aus.“

2016: Die Vorbereitungen laufen

Am 4. April 2016 war Vertragsunterzeichnung zum Bau des AntoniterQuartiers, mit Matthias Ruetten und Ulrich Müntefering von der Ed. Züblin AG, Kay Trint und Hanno Kreuder von Trint + Kreuder d.n.a sowie Pfarrer Markus Herzberg und Pfarrer Mathias Bonhoeffer als Bauherrenvertreter der Evangelischen Gemeinde Köln. Dazu Jörg Kimich von der Kühn Geoconsulting GmbH. Die Projektsteuerung hat die ulrich hartung GmbH aus Bonn inne.

2017: Baubeginn und überraschende Funde

Im Februar 2017 begannen die Abbruch- und Tiefbauarbeiten, eng abgestimmt mit der Kölner Bodendenkmalpflege. Aufgrund der historischen Topographie waren nämlich Funde und Befunde aus der Römerzeit, dem Mittelalter sowie dem 19. Jahrhundert zu erwarten. Schon 2014 waren archäologische Schürfen getätigt und anschließend eine aus den Befunderwartungen resultierende, circa 250 Quadratmeter große archäologische Schutzzone definiert worden, die nicht tiefgründig überplant wurde, sondern erhalten blieb. Nun wurden im Baugrubenbereich verschiedene archäologische Zonen definiert, die ein Grabungsteam mit Unterstützung des Tiefbauunternehmens und der Arbeitsgemeinschaft Abbruch und Baugrube bis November 2017 sukzessive freilegte und analysierte

Hierbei kam eine Sensation zum Vorschein: die Fundamente der ältesten nachweisbaren Bibliothek nördlich der Alpen. Das Gebäude, das einen Ausmaß von zwanzig mal neun Metern plus einen Anbau hatte und vermutlich zweigeschossig gewesen ist, wurde wohl im 2. Jahrhundert nach Christus im römischen Köln errichtet.

2018: Spatenstich und Anerkennung

Mit dem symbolischen Spatenstich am 28. März gingen die Bauarbeiten für das AntoniterQuartier in die Hochbauphase. Im Anschluss an einen Gottesdienst konnten bereits am Sonntag, 13. Mai 2018, die Pfarrer Mathias Bonhoeffer und Markus Herzberg sowie Presbyter Martin Weiler gemeinsam mit Andreas Hupke (Bezirksbürgermeister Innenstadt) und Vertreter des beteiligten Architekturbüros, des Generalübernehmers und der Projektsteuerung den Grundstein für das AntoniterQuartier legen. Er sollte später im ersten Obergeschoss des neuen Citykirchenzentrums seinen sichtbaren Platz einnehmen.

Das Ende des Jahres brachte eine erfreuliche Auszeichnung. Um die Relikte der antiken Bibliothek zu erhalten und später auch der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, musste Vieles aufwendig umgeplant werden. Das bedeutete natürlich Komplikationen und Mehrausgaben. Dafür, dass sie dies auf sich genommen hat, wurde die Gemeinde mit dem Hanns-Schäfer-Preis ausgezeichnet, verliehen beim Festakt von 130 Jahren „Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888“ aus der Hand von Konrad Adenauer.

2019: Richtfest und Vermietungsstart

Richtfest im Innenhof des Rohbaus feierten am Freitag, 22. Februar 2019, Kirchengemeinde, Planer und Gewerke sowie viele geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur, darunter die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Polier Christoph Meyer von der Ed. Züblin AG hielt den gereimten Richtspruch. Vor dem mit Applaus bedachten Aufrichten der Richtkrone leerte er mit seinem Kollegen Detlef Mannz die traditionellen drei Schnapsgläschen: „Wir aber nehmen das Glas zur Hand, trinken aus und werfen es an die Wand, dass es in Scherben springe und allen Menschen Wohlstand bringe.“

Bald darauf unterzeichneten die ersten Mieter des 28-Millionen-Projekts die Verträge. Im September konnte dann verkündet werden, dass das Sander im Kölner AntoniterQuartier einziehen würde. So zeichnete sich ab, dass das erhoffte gemischte Nutzungskonzept, das neben der gemeindlichen Nutzung Gastronomie, Büroflächen und Mietwohnungen, attraktiv sein würde und einem lebendigen AntoniterQuartier nichts im Wege stünde.

2020: Eröffnung

Im ersten Quartal 2020 zog die Gemeinde in ihr neues Citykirchenzentrum mit modernen, wunderschönen Büros und Veranstaltungsräumen. Auch Gastronomie, Büros und Wohnungen füllen seitdem das vollvermietete AntoniterQuartier mit Leben!

2021: Preisgekrönt

Mit dem AntoniterQuartier ist ein städtebaulicher „Leuchtturm“ in Mitten der Kölner Innenstadt entstanden. Hier kommen kirchliches und urbanes Leben unter einem Dach zusammen. Im Citykirchenzentrum finden zahlreiche Veranstaltungen, wie Konzerte, Lesungen, Kochabende und spirituelle Angebote statt. Gleichzeitig leben und arbeiten Menschen hier. Gastronomische Angebote laden zum verweilen ein. Die städtebauliche, architektonische und funktionale Qualität überzeugte im Frühjahr 2021 auch die Jury des Kölner Architekturpreises. Sie zeichnete das AntoniterQuartier in einer coronabedingten Online-Preisverleihung mit dem begehrten Preis aus.